Podcast-Folge 4: Cosplay und Selbstwert
Wenn Anerkennung zur Währung wird
Es gibt diesen Moment, der sich anfühlt wie ein Triumph.
Du hast monatelang an deinem Kostüm gearbeitet. Du hast dir blutige Finger genäht, Stoffe mit Präzision geschnitten, dich von Rückschlägen nicht unterkriegen lassen. Du stellst dich auf die Bühne – oder öffnest das erste Foto des fertigen Cosplays in den sozialen Medien.
Und dann passiert es: die Anerkennung.
Likes, Kommentare, Follower.
Es fühlt sich an, als ob du endlich gesehen wirst.
Als ob all die Mühe, all die schlaflosen Nächte, das Kreisen der Gedanken, die Zweifel – als ob all das seinen Wert bekommt.
Ein Moment der Bestätigung.
Aber dann kommt auch der Moment der Zweifel.
Es ist nicht genug.
Du bekommst nicht genug Likes.
Nicht genug Kommentare.
Nicht genug Bestätigung.
Und du fragst dich, warum du das alles überhaupt tust.
Warum du dich in dieses ganze Cosplay-Abenteuer stürzt – wenn der wahre Wert doch immer an der Reaktion der anderen hängt.
Es ist dieser Moment, der in dir nachhallt, der sich immer wieder in deine Gedanken schleicht, wenn du das nächste Mal an deinem nächsten Projekt arbeitest.
Habe ich genug Anerkennung bekommen? Bin ich wirklich „ganz“?
Ist das Cosplay wirklich gut genug? Oder soll ich noch mehr geben? Noch mehr arbeiten? Noch mehr liefern?
Dieser Drang nach Anerkennung ist der Motor für viele von uns – auch in der Cosplayszene.
Aber was passiert, wenn diese Anerkennung mehr und mehr zur Währung wird?
Wenn dein Selbstwert davon abhängt, wie viele Menschen dich sehen und schätzen?
Es ist ein schmaler Grat.
Der Moment, in dem Cosplay von einem Ausdruck der Kreativität und Freude zu einem Mittel wird, um sich selbst zu definieren.
Denn irgendwann wird es nicht mehr nur um das Cosplay selbst gehen. Es geht nicht mehr um die Freude an der Kunst oder den kreativen Prozess.
Es geht um das Gefühl der Bestätigung.
Und dieses Gefühl kann süchtig machen.
Ich höre oft von Cosplayern, die sich immer mehr unter Druck setzen, um diese Bestätigung zu erhalten.
Der Druck, mehr zu posten. Der Druck, noch größer, noch detaillierter, noch perfekter zu sein.
Weil du nicht mehr nur ein Cosplay bist – du bist die Reaktion darauf.
Wenn du das nicht bekommst, was du erwartet hast, dann verlierst du nicht nur das Cosplay – du verlierst dich selbst.
Das Schlimme daran:
Es wird oft zu einem Teufelskreis.
Die Anerkennung, die du bekommen hast, reicht nie aus. Die Followerzahlen steigen, aber die innere Leere bleibt. Die Anerkennung von außen – das Lob und die Likes – füllt das Loch in dir nicht dauerhaft. Es wird immer mehr gebraucht, immer mehr verlangt. Es gibt immer eine Zahl, die du noch nicht erreicht hast, immer einen Kommentar, der zu wenig ist.
Du fängst an, dich zu fragen, ob du nur noch eine Fassade bist.
Ein Kostüm, das perfekt zur Schau gestellt wird – aber dahinter keine echte Verbindung mehr zu dir selbst.
Und dann kommen die Selbstzweifel.
Hast du das wirklich für dich gemacht? Oder nur, um gesehen zu werden?
Es gibt Cosplayer, die die Szene verlassen, weil sie sich selbst in dieser Jagd nach Bestätigung verlieren.
Weil sie merken, dass das, was sie erschaffen haben, nicht mehr für sie selbst ist – sondern nur noch für den Applaus von anderen.
Es ist nicht falsch, sich über Anerkennung zu freuen.
Es ist nicht falsch, Lob zu genießen.
Aber es wird gefährlich, wenn du deinen Wert nur noch aus der Sicht anderer ableitest. Wenn du dich nur noch danach bemisst, wie viel Applaus du bekommst.
Es ist dann, wenn du vergessen hast, warum du überhaupt angefangen hast.
Es ist dann, wenn du deinen Blick auf die falsche Zielgruppe richtest – auf die Menschen, die von außen urteilen, statt auf dich selbst.
Denn letztendlich sollte Cosplay immer eine Form des Selbstausdrucks bleiben.
Ein Raum, in dem du dich verwirklichst.
Wo du dich zeigst, weil du dich selbst feiern möchtest.
Wo du stolz auf das bist, was du erschaffst, auch wenn niemand anderes es sieht.
Aber das ist nicht immer leicht.
Es ist schwierig, den inneren Kritiker zu übertönen, der dir sagt, dass du mehr tun musst.
Es ist schwer, sich selbst zu sagen: „Das, was ich gemacht habe, ist genug.“
Und es ist schwer, sich nicht ständig zu vergleichen.
„Warum haben sie mehr Likes? Warum kommen sie weiter? Warum bin ich nicht da, wo sie sind?“
Aber hier liegt der Schlüssel:
Dein Wert liegt nicht in der Anzahl der Follower oder der Menge an Likes.
Dein Wert liegt in dem, was du erschaffst. In der Freude, die dir dieser kreative Prozess gibt.
Dein Wert liegt in dem, was du fühlst, wenn du ein Projekt abschließt und weißt, dass du es für dich getan hast.
Vielleicht ist der erste Schritt, sich selbst zu fragen: „Warum mache ich das?“
Mache ich es für den Applaus? Oder für den Moment, in dem ich einfach zufrieden bin mit dem, was ich erschaffen habe?
Es ist der Moment, in dem du wieder den Blick auf das Wesentliche richtest:
Die Freude am Tun.
Die Freiheit des Ausdrucks.
Das Gefühl, gesehen zu werden – von dir selbst.
Und es ist der Moment, in dem du aufhörst, deinen Selbstwert an Zahlen festzumachen.
Denn du bist wertvoll, genau so wie du bist – mit oder ohne die Anerkennung von außen.
Cosplay sollte ein Ort sein, an dem du dich selbst feiern kannst. Und wenn du das tust – dann wirst du die wahre Bestätigung finden: in deinem Herzen.
Bleib mutig! – Dein ArtymusCrafts
