Wenn das Hobby zur Zuflucht wird

Es gibt Tage, da fühlt sich alles schwer an.
Du wachst auf, doch der Tag ist schon zu viel. Die Gedanken drehen sich im Kreis. Die Energie ist weg, der Kopf ist voll, und der Körper fühlt sich leer an. Es ist, als würde dich alles erdrücken, als gäbe es keine Auszeit. Die Welt dreht sich weiter, doch du hast das Gefühl, einfach nicht mitzukommen.
In solchen Momenten fragt man sich oft, warum man überhaupt noch aufstehen soll. Die Last auf den Schultern ist einfach zu groß.

Und dann gibt es Momente, in denen Cosplay mehr ist als nur ein Hobby.
Es ist ein Moment der Befreiung, der Ruhe.
Es ist der Moment, in dem du für eine Weile in eine andere Welt eintauchst.
Nicht, um dich zu verstecken, sondern um etwas zu finden, das dir hilft, dich selbst wiederzufinden. Eine Möglichkeit, deine Gedanken zu ordnen, zu verarbeiten und deinen Kopf auf eine andere Weise zu entlasten.

Es ist kein Zufall, dass so viele Cosplayer in diesem Hobby weit mehr als nur die Verkleidung finden. Es ist der kreative Prozess, der dabei hilft, den Kopf freizubekommen.
Wenn du an deinem Projekt arbeitest, wenn du nähst, klebst oder baust, dann geht es nicht nur um das Kostüm oder das Material, das du bearbeitest – es ist auch dein Kopf, der zur Ruhe kommt. Du beginnst, dich auf das zu konzentrieren, was du in den Händen hältst.
Für diesen Moment, in dem du die Welt um dich herum vergisst, sind die Sorgen kleiner. Der Druck, die Ängste und der ganze Rest verlieren ihre Macht.

Es gibt viele Cosplayer, die durch Cosplay einen Moment der inneren Ruhe finden. Für sie ist es mehr als eine Art von Ablenkung. Es ist eine Möglichkeit, sich selbst zu spüren. Es ist ein Moment, in dem du nicht nur der bist, der du vielleicht gerade zu sein scheinst – sondern der, der du wieder sein möchtest. Du entdeckst, was du in dir hast und zeigst es auf eine Weise, die dir Kraft gibt.

Für viele ist das Cosplay eine Art Selbsthilfe – ein Weg, mit den eigenen Gefühlen und Gedanken umzugehen. Es hilft, Kontrolle zu erlangen, wenn im Rest des Lebens alles aus den Fugen zu geraten scheint. Du hast die Kontrolle über das, was du gerade tun kannst. Während der Rest der Welt weiterläuft, kannst du dich auf das konzentrieren, was du selbst beeinflussen kannst – dein Projekt, deine Arbeit, deine Vision.
Und es ist erstaunlich, wie viel Stärke du aus dem schöpfen kannst, was du mit deinen eigenen Händen erschaffst.

Aber während Cosplay so viel geben kann, birgt es auch Gefahren.
Es gibt den Druck, immer weiterzumachen, immer mehr zu schaffen. Den Druck, immer besser zu werden. Den Druck, immer „fertig“ zu sein.
Und genau dieser Druck kann dazu führen, dass du dich in einem Teufelskreis wiederfindest, aus dem es schwer ist, herauszukommen.

Es ist dann wichtig, sich selbst zu fragen: „Warum mache ich das?“
„Für wen mache ich das?“
„Warum drücke ich mich gerade so aus? Was brauche ich wirklich?“
Es ist einfach, in den Strudel aus Erwartungen zu geraten. In der Community, auf Conventions, in den sozialen Medien – da gibt es immer jemanden, der scheinbar mehr leistet. Aber am Ende zählt nur, was dir wirklich guttut.
Es geht nicht darum, ständig zu liefern, immer zu zeigen, dass du der Beste bist oder das größte Cosplay hast. Es geht darum, dass du es für dich tust. Es geht darum, dich nicht zu verlieren.

Wenn du merkst, dass der Druck zu viel wird, dann ist es wichtig, sich eine Pause zu gönnen.
Es ist okay, auch mal „stopp“ zu sagen, wenn du es nicht mehr kannst. Du musst nicht perfekt sein, um etwas Wertvolles zu erschaffen.
Du darfst auch langsamer werden. Du darfst Dinge einfach einmal abwarten, ohne sofort einen neuen Entwurf zu starten.

Ich sehe oft, wie Cosplayer mit dem Gefühl kämpfen, nicht genug zu sein. Sie machen sich selbst fertig, weil sie glauben, nicht schnell genug zu arbeiten oder nicht gut genug zu sein. Aber du musst dir immer wieder vor Augen führen: Du bist nicht weniger wert, nur weil du gerade mal keine Zeit hast oder nicht fertig wirst. Dein Wert hängt nicht von deinem Output ab.
Und das ist etwas, was viele von uns immer wieder vergessen.
Das Cosplay sollte eine Quelle der Freude sein, nicht eine Quelle des Stresses.

Denn es gibt Momente, da bist du mehr als dein Kostüm.
Vielleicht ist der größte Moment nicht der große Auftritt auf der Bühne, sondern der Moment, in dem du dich trotz aller Zweifel dazu entscheidest, weiterzumachen. Es ist der Moment, in dem du etwas schaffst, obwohl du eigentlich am liebsten aufgeben würdest. Der Moment, in dem du das Projekt nicht abbrichst, sondern auf deine eigene Weise daran weiterarbeitest.

Und selbst wenn du an einem Punkt bist, an dem du denkst, du kannst nicht mehr – das ist okay.
Du bist nicht weniger Cosplayer, nur weil du mal eine Pause brauchst.
Du bist nicht schwach, wenn du an einem Punkt stehst, an dem du nicht weiterweißt.
Du bist nicht weniger kreativ, nur weil du gerade keine Energie hast. Du darfst dir Zeit nehmen. Du darfst auch mal aufhören, um dich wieder zu finden.

Cosplay kann dir helfen, dich zu sammeln und dich wieder zu spüren. Aber es ist nicht die einzige Lösung. Es ist ein Werkzeug – nicht das einzige.
Es kann dir helfen, deine Gedanken zu ordnen und dein Selbstbewusstsein zu stärken. Aber es kann auch zu viel werden, wenn du dich zu sehr auf die „perfekte“ Ausführung fokussierst. Es darf kein Zwang werden. Es muss dir gut tun – und nicht noch mehr Stress erzeugen.

Deshalb ist es so wichtig, dass du immer wieder nach dir selbst schaust.
Wenn du das Gefühl hast, dass du dich in einem Projekt verlierst, dass es dir mehr wegnimmt als es dir gibt, dann sprich darüber. Sprich mit jemandem, der zuhört. Vielleicht sind es andere Cosplayer, mit denen du dich austauschen kannst. Oder du findest jemanden außerhalb der Szene, dem du dich anvertrauen kannst.

Denn du bist nicht allein.
Und du musst das nicht alleine tragen.
Niemand erwartet, dass du perfekt bist. Niemand erwartet, dass du immer alles sofort machst. Du bist genug, genau so, wie du bist – mit oder ohne das nächste Cosplay.

Du bist mehr als dein Kostüm.
Aber das, was du darin findest, darf leuchten.
Und das ist das, was zählt.

Bleib mutig! – Dein ArtymusCrafts