Podcast-Folge 15: Die Schattenseite von Fame
Wenn Reichweite toxisch wird
Bekannte Cosplayer bekommen Applaus, aber auch Neid, Druck, Stalker, Lügen und gezielte Sabotage. Viele trauen sich nicht, offen darüber zu reden. Wer ganz oben ist, wird oft besonders schmutzig angegangen.
Podcast-Folge 15: Die Schattenseite von Fame – Wenn Reichweite toxisch wird
Auf der Bühne stehen, beklatscht werden, 10‘000 Follower. 50‘000. 100‘000.
Klingt nach dem großen Traum, oder? Für viele ist es das. Fame. Sichtbarkeit. Anerkennung.
Doch was kaum einer sieht: Die Bühne blendet. Und das grelle Licht wirft lange Schatten.
Denn mit der Reichweite kommen nicht nur Likes. Sondern Erwartungen. Vergleiche. Misstrauen.
Mit jedem neuen Cosplay kommt auch der Druck, besser zu sein als das letzte Mal. Größer. Aufwendiger. Makelloser. Du bist nicht mehr einfach nur Cosplayer – du bist „die mit den 100k“.
Du bist nicht mehr „der sympathische Typ mit dem coolen Rüstungsbau“, sondern eine Projektionsfläche. Ein Ziel.
Viele große Cosplayer erzählen hinter vorgehaltener Hand von Dingen, die sie öffentlich nie sagen würden. Warum? Weil du mit Fame keine Schwäche zeigen darfst. Denn sobald du dich verletzlich machst, kommen sie. Die Neider. Die Besserwisser. Die, die ganz genau wissen, wie „du eigentlich sein solltest“.
Ein falscher Satz, ein schiefer Blick, ein Like auf dem „falschen“ Foto – und schon dreht sich die Stimmung. Manche bauen sich auf, indem sie dich runtermachen. Nicht weil sie dich kennen. Sondern weil du sichtbar bist. Und wer sichtbar ist, kann auch wunderbar Zielscheibe werden.
Einige Cosplayer erleben, dass ihnen gezielt Steine in den Weg gelegt werden. Kommentare wie: „Die ist doch nur bekannt, weil sie hübsch ist.“ Oder: „Der hat sicher Sponsoren, sonst könnte der sich das gar nicht leisten.“ Und dann beginnt die Spirale.
Denn mit der Reichweite kommt auch die Bühne für andere. Die Bühne, auf der sie dich kleinreden können – um selbst größer zu wirken.
Was viele nicht sehen: Reichweite bedeutet auch Verantwortung. Du bekommst nicht nur positives Feedback, sondern auch Nachrichten, die dich nachts wachhalten. Stalker. Leute, die denken, du gehörst ihnen, nur weil du mal auf eine Nachricht geantwortet hast. Oder Leute, die lügen. Geschichten erfinden. Weil du mal nicht bei einem Gruppenfoto warst. Weil du mal Nein gesagt hast. Weil du dich rausgezogen hast, um deine Ruhe zu haben.
Und genau da beginnt der Preis der Sichtbarkeit.
Einige bekannte Cosplayer berichten davon, wie sie Veranstaltungen meiden, weil sie Angst haben, dass jemand da ist, der ihnen schaden will. Nicht auf der Bühne. Sondern dahinter. In Gesprächen. In Gerüchten. Es braucht keine Schlagzeile – ein einziger Post in einer privaten Gruppe kann reichen, damit deine Inbox überläuft mit Hass.
Viele sagen dann: „Ja, aber das ist der Preis des Ruhms.“ Bullshit. Menschenverachtung ist kein Preis. Lügen über jemanden zu streuen, ist keine Konsequenz von Erfolg – es ist ein Zeichen dafür, dass die Szene an manchen Stellen ihre Menschlichkeit verliert.
Was besonders bitter ist: Oft kommt der Angriff nicht von Fremden, sondern aus den eigenen Reihen.
Von Leuten, die früher Freunde waren. Von Menschen, mit denen man gearbeitet hat. Und plötzlich wird aus Kollegialität Konkurrenz. Aus Respekt Missgunst. Und aus einem Kommentar ein Flächenbrand.
Der Druck, konstant abzuliefern, bringt viele an ihre Grenzen. Ein Tag Pause auf Social Media?
Schon kommen Nachrichten wie: „Geht’s dir gut?“ – was gut gemeint ist, aber oft auch ein Code für: „Warum postest du nichts mehr?“
Das klingt nach Jammern auf hohem Niveau? Ist es nicht. Denn Fame nimmt dir nicht das Recht auf Ruhe. Oder auf Normalität. Du darfst traurig sein, auch wenn du 100.000 Follower hast.
Du darfst zweifeln, auch wenn du gefeiert wirst. Du darfst dich zurückziehen – auch wenn andere das als Undankbarkeit sehen.
Und jetzt stell dir vor, du bist ganz oben. Du hast dir alles erarbeitet. Und dann kommt jemand, der dich einfach nur zerstören will. Weil er glaubt, du stehst ihm im Weg. Weil er dich nie verstanden hat. Oder weil du etwas besitzt, was er selbst nie erreichen wird: Aufmerksamkeit. Anerkennung.
Ein Publikum, das dir zuhört.
Die Angst, öffentlich angegriffen zu werden, sorgt dafür, dass viele große Cosplayer sich aus Panels, Interviews oder Livestreams zurückziehen. Nicht weil sie keine Meinung haben – sondern weil sie keine Angriffsfläche mehr sein wollen. Das ist das Gegenteil von Fame. Das ist die Isolation hinter der Fassade.
Aber es gibt einen Weg da raus. Er beginnt mit Ehrlichkeit. Mit Menschen, die zuhören.
Mit anderen Cosplayern, die sich nicht davon blenden lassen, wie viele Follower du hast –
sondern die fragen, wie’s dir WIRKLICH geht. Die nicht sagen: „Du hast es doch geschafft“, sondern: „Willst du reden?“
Und es geht auch darum, nicht jeden Hype mitzumachen. Sich selbst zu fragen: „Wofür mach ich das hier?“ Für Reichweite? Für Applaus? Oder für mich?
Cosplay sollte keine Bühne für Egos sein. Sondern ein Ort für Kreativität, Leidenschaft, Austausch.
Reichweite kann ein Werkzeug sein – oder ein Käfig. Und die Grenze liegt oft nur in einem Satz:
„Ich muss niemandem etwas beweisen.“
Fame ist kein Schutzschild. Er ist eine Lupe. Er zeigt das Gute größer – aber auch das Schlechte schärfer.
Wenn du selbst betroffen bist – zieh dich nicht zurück. Aber zieh Grenzen. Suche dir Verbündete.
Menschen, die dich nicht wegen deiner Followerzahl mögen, sondern weil sie den Menschen hinter dem Profil sehen.
Denn du bist mehr als dein Feed. Mehr als dein Erfolg. Mehr als dein letzter Auftritt.
Du bist echt. Und das zählt.
Bleib mutig! – Dein ArtymusCraft
