Podcast-Folge 5: Cosplay-Burnout
Wenn die Leidenschaft zur Last wird
Am Anfang fühlt es sich immer wie ein Abenteuer an.
Der Gedanke, sich in eine neue Rolle zu verwandeln, in ein neues Projekt einzutauchen, weckt kreative Energie und Freude. Du fühlst dich lebendig, gespannt, als ob du fliegen könntest. Jeder Schritt, den du machst, das Stoffe suchen, das Nähen, das Basteln – es ist ein Moment der Erfüllung. Du liebst es, in dieser Welt zu versinken und dabei Stück für Stück etwas Eigenes zu erschaffen.
Doch irgendwann kommt der Moment, in dem dieser Spaß schwer wird.
Der Moment, in dem das, was dir ursprünglich Freude gemacht hat, zur Pflicht wird.
Der Moment, in dem das Cosplay nicht mehr nur ein kreativer Prozess ist, sondern eine Aufgabe, die du abhaken musst.
Du fängst an, dich unter Druck zu setzen: „Ich muss noch diese Details machen, ich muss noch dieses Material finden, ich muss noch das und das erledigen, bevor die Convention kommt.“
Der Spaß an der Sache verschwindet langsam, und an seiner Stelle tritt die ständige Erschöpfung.
Und dann gibt es diesen Punkt:
Der Moment, in dem du merkst, dass du dich nicht mehr mit Freude auf dein Projekt stürzt, sondern mit einer schweren Last.
Der Moment, in dem du den Gedanken hast, vielleicht einfach alles hinzuschmeißen.
„Warum mache ich das eigentlich?“, fragst du dich.
„Wofür quäle ich mich?“
Dieser Moment ist der Beginn des Cosplay-Burnouts.
Die Leidenschaft, die dich einmal getragen hat, wird zur Belastung.
Was dir vor ein paar Monaten noch ein Gefühl der Erfüllung gegeben hat, zieht jetzt nur noch deine Energie ab.
Es ist der ständige Druck, das perfekte Kostüm zu haben. Die ständige Angst, nicht gut genug zu sein. Die Erwartungen von außen – sei es durch die Community, durch Conventions, durch die sozialen Medien – all das häuft sich zu einem riesigen Berg, den du immer weiter mit dir herumträgst. Und der Berg wird immer größer, je mehr du versuchst, ihn zu überwinden.
Was anfangs als kreativer Flow begann, wird zu einem unaufhörlichen Strudel aus Erwartungen und Selbstzweifeln. Du wirst immer kritischer mit dir selbst, siehst Fehler in jedem Detail, und es wird immer weniger das „Warum“ für das Cosplay sein – es wird immer mehr das „Wie schnell kann ich fertig werden?“
Ich höre immer wieder von Cosplayern, die in dieser Phase festhängen. Die sich nach einer Pause sehnen, aber nicht wissen, wie sie sich diese gönnen sollen, weil sie glauben, dass sie die Erwartungen nicht erfüllen dürfen. Der Druck, immer weiterzumachen, immer besser zu werden, immer mehr zu liefern – das ist die Realität, in der viele stecken.
Der Burnout tritt nicht über Nacht auf. Er schleicht sich langsam ein, zuerst als Müdigkeit, dann als Frustration, und irgendwann als totale Erschöpfung. Du fühlst dich leer, ausgebrannt. Und das Schlimmste daran: Du fängst an, dich selbst in Frage zu stellen. Du fragst dich, ob du überhaupt noch etwas wert bist, wenn du nicht ständig mit neuen, beeindruckenden Projekten glänzt.
Aber es gibt einen Ausweg.
Der erste Schritt, um aus diesem Teufelskreis auszubrechen, ist zu erkennen, dass du nicht verpflichtet bist, ständig weiterzumachen.
Du darfst eine Pause machen.
Du darfst langsamer werden.
Es ist okay, nicht jedes Jahr ein neues Cosplay zu haben, und es ist okay, nicht immer auf der nächsten großen Convention aufzutauchen. Du musst dich nicht immer wieder selbst übertreffen.
Es ist wichtig, dass du dir selbst gegenüber ehrlich bist:
Mache ich das Cosplay noch für mich?
Oder mache ich es nur, um den Erwartungen von außen gerecht zu werden?
Wenn du feststellst, dass du immer mehr in den Strudel der Selbstzweifel und des Perfektionismus gerätst, ist es an der Zeit, innezuhalten. Du darfst das tun, was für dich am besten ist. Du darfst deine eigene Kreativität so leben, wie sie dir gut tut – nicht, wie sie dir von außen diktiert wird.
Es geht nicht darum, das Cosplay aufzugeben.
Es geht darum, das Cosplay wieder zu dem zu machen, was es ursprünglich war – eine Quelle der Freude, des kreativen Ausdrucks, des Spaßes.
Wenn du dich überfordert fühlst, dann ist es okay, den Druck von dir zu nehmen. Es ist okay, deine Projekte langsamer zu machen. Es ist okay, deine Prioritäten zu überdenken.
Vielleicht ist der größte Schritt, sich selbst zu erlauben, nicht perfekt zu sein. Vielleicht ist der größte Schritt, dich nicht zu messen an den Cosplays anderer, an der Geschwindigkeit oder an der Anzahl der Follower, die du hast.
Der wahre Wert des Cosplays liegt nicht in den äußeren Bestätigungen, sondern in dem, was es dir persönlich gibt.
Es ist auch wichtig, sich selbst zu erlauben, Hilfe anzunehmen. Sprich mit anderen Cosplayern, wenn du dich überfordert fühlst. Du wirst erstaunt sein, wie viele ähnliche Erfahrungen gemacht haben und wie unterstützend die Community sein kann, wenn du den Mut hast, deine Sorgen zu teilen.
Du bist nicht allein in diesem Gefühl der Erschöpfung.
Du bist nicht weniger kreativ oder weniger wertvoll, nur weil du eine Pause brauchst.
Deine Leidenschaft ist ein Teil von dir, aber sie ist nicht alles, was du bist.
Cosplay ist eine Reise, kein Wettbewerb.
Du musst dich nicht hetzen, du musst dich nicht unter Druck setzen.
Es geht darum, deinen eigenen Weg zu finden, deinen eigenen Raum zu schaffen.
Und wenn du dich von der Last der Erwartungen befreien kannst, dann wird die Freude am Cosplay zurückkehren.
Vielleicht nicht sofort, aber langsam – Stück für Stück.
Du darfst dir Zeit lassen.
Du darfst langsamer werden. Du darfst auch einfach mal nichts tun. Denn du bist mehr als dein nächstes Cosplay. Du bist mehr als das Bild, das du in den sozialen Medien präsentierst.
Du bist genug, genau so wie du bist.
Bleib mutig! – Dein ArtymusCrafts
