Wenn die digitale Bühne zur Belastung wird

Es ist der erste Blick auf dein Handy am Morgen. Du scrollst durch deinen Feed, die Bilder blenden, jeder Beitrag sieht aus, als wäre er aus einem perfekten Cosplay-Märchen. Da ist der Cosplayer mit dem geradezu makellosen Kostüm, der mit seiner perfekten Pose vor der Kamera steht. Da ist die neue Kreation, die hunderte von Likes bekommt. Und du fragst dich: Warum sieht das bei mir nie so aus?

Du hast es auch schon erlebt. Den Moment, in dem du ein Foto von deinem letzten Cosplay hochlädst, voller Hoffnung und Stolz. Du wartest auf die Reaktionen. Die ersten Kommentare kommen, aber sie sind eher verhalten. Du fragst dich, warum du nicht die gleiche Aufmerksamkeit bekommst wie andere. Warum scheinen ihre Werke immer so viel mehr Anerkennung zu finden? Was machst du falsch?

Social Media hat diese seltsame Macht. Es kann inspirierend sein und dir das Gefühl geben, Teil einer großen, kreativen Gemeinschaft zu sein. Doch es hat auch diese dunkle Seite: den ständigen Vergleich. Du siehst die Endergebnisse anderer Cosplayer und vergisst dabei den Prozess, den sie durchlaufen haben. Du siehst nur das perfekte Bild, die glatten Übergänge, die scheinbar mühelos gesetzte Pose – und du beginnst, dich selbst mit einem Maßstab zu messen, der kaum realistisch ist.

Du bist nicht der Einzige, der dieses Gefühl kennt.
Es ist, als würde ein ständiger Wettbewerb herrschen.
Wer hat das beeindruckendste Kostüm?
Wer bekommt die meisten Likes?
Wer wird auf der nächsten Convention den größten Auftritt haben?

Dieser Vergleichsdruck kann sich schnell anfühlen wie eine Last, die du ständig mit dir herumschleppst. Du beginnst, alles, was du machst, nach dieser Messlatte zu bewerten. Ist das Cosplay gut genug? Hat es genug Details? Wird es genug Anerkennung finden? Und irgendwann – ganz plötzlich – wird das, was du tust, nicht mehr nur aus Leidenschaft, sondern aus dem Drang nach Bestätigung und Anerkennung von außen getrieben.

Die sozialen Netzwerke sind eine Bühne, auf der jeder sein Werk präsentieren kann. Und es ist schwer, nicht Teil dieses Spiels zu sein. Es fühlt sich an, als müsste man ständig liefern, immer wieder zeigen, dass man „es“ draufhat. Aber genau hier liegt die Gefahr. Du verlierst den Blick für das, warum du überhaupt angefangen hast. Du verlierst den Spaß daran, etwas für dich selbst zu schaffen.

Der Vergleich mit anderen, auch wenn er subtil ist, kann deine Kreativität lähmen.
Du fängst an, dich selbst zu hinterfragen.
„Bin ich wirklich gut genug?“
„Habe ich die Details übersehen?“
„Warum sieht mein Cosplay nicht so aus wie das von XY?“

Du wirst vom Schöpfer des Cosplays zum ständigen Kritiker deiner eigenen Arbeit. Und anstatt stolz auf das zu sein, was du geschafft hast, versinkst du in Selbstzweifeln.
Wenn du dich darauf einlässt, immer die „perfekte“ Version eines Cosplays zu erreichen, die du in den sozialen Medien siehst, wird das zu einem immer wiederkehrenden Kreislauf – und der Spaß bleibt auf der Strecke.

Aber es gibt einen anderen Weg.
Den Weg, den Spaß an der Sache zurückzuholen, ohne ständig den Druck zu spüren, den anderen gerecht zu werden.
Denn, seien wir ehrlich, die Realität hinter den schönen Bildern in den sozialen Medien ist oft eine ganz andere. Die „perfekten“ Bilder sind selten das Produkt von spontaner Kreativität, sondern oft das Resultat stundenlanger Bearbeitung, sorgfältiger Planung und unzähligen Versuchen, bis alles stimmt.

Und selbst wenn das Ergebnis makellos aussieht, bedeutet das nicht, dass der Cosplayer oder die Cosplayerin keine eigenen Unsicherheiten hat. Hinter jeder perfekten Pose gibt es einen Menschen, der genauso mit Selbstzweifeln und Ängsten zu kämpfen hat wie du.

Es ist also an der Zeit, den Vergleich hinter sich zu lassen.
Denn du bist einzigartig.
Dein Cosplay ist einzigartig.
Es spielt keine Rolle, wie es im Vergleich zu den anderen dasteht. Wichtig ist, dass du dich in deiner Arbeit wiederfindest. Dass du stolz darauf bist, was du mit deinen eigenen Händen erschaffen hast – unabhängig davon, wie viele Likes du dafür bekommst.

Die wahre Kunst des Cosplays liegt nicht im Streben nach Anerkennung von außen, sondern im Ausdruck dessen, was du selbst in dir trägst. Dein Cosplay ist eine persönliche Reise. Du gestaltest es nicht für andere, sondern für dich selbst. Wenn du das verstehst, kannst du den Druck, immer „besser“ zu sein, loslassen und dich wieder auf das konzentrieren, was dir Freude bereitet.

Der Wert eines Cosplays misst sich nicht an den Likes, den Kommentaren oder den Bestätigungen, die du bekommst. Der wahre Wert liegt in der Freude, die du beim Erschaffen empfindest, in der Leidenschaft, die du in dein Projekt steckst, und in der Verbindung, die du mit anderen auf einer tieferen Ebene herstellen kannst.

Deshalb, lass dich nicht von den sozialen Netzwerken runterziehen. Lass dich nicht von der Zahl der Follower oder der Menge an Kommentaren definieren. Du bist mehr als deine Online-Präsenz. Dein Cosplay ist mehr als der nächste Post, der durch den Feed scrollt.

Wenn du den Vergleichsdruck spürst, dann ist es wichtig, einen Schritt zurückzutreten und dich zu fragen: Warum mache ich das eigentlich? Machst du es, um anderen zu gefallen, oder machst du es, weil es dich glücklich macht? Wenn es um letzteres geht, dann bist du auf dem richtigen Weg.

Also, egal wie viele Likes dein letzter Post bekommen hat, egal wie gut oder „perfekt“ du dich im Vergleich zu anderen fühlst – du bist genug. Dein Cosplay ist genug. Es gibt keine „perfekte“ Version, nur deine eigene. Und die ist wertvoll. Ganz egal, was die sozialen Medien dir erzählen wollen.

Bleib mutig!
– Dein ArtymusCrafts