Podcast-Folge 9: Es allen recht machen
Wenn du dich selbst verlierst
Manchmal fängt es ganz harmlos an.
Du willst keinen Streit. Du willst dazugehören. Du willst niemanden enttäuschen.
Also sagst du „Ja“, obwohl du „Nein“ meinst. Du lächelst, obwohl dir nicht danach ist.
Du hilfst, obwohl du selbst nicht mehr kannst. Du machst weiter, obwohl du längst auf dem Zahnfleisch gehst.
In der Cosplayszene ist dieses Muster weit verbreitet.
Der Wunsch, dazuzugehören, geliebt zu werden, respektiert zu werden – das ist menschlich.
Aber wenn daraus ein Reflex wird, ein ständiges Funktionieren für andere, dann verlierst du irgendwann den Blick für dich selbst.
Ich sehe das oft – Cosplayer, die nicht mehr wissen, wo sie selbst aufhören und wo die Erwartungen der anderen anfangen. Die sich verbiegen, um in Gruppen reinzupassen.
Die sich selbst Druck machen, weil sie denken, sie müssen immer präsent sein.
Die Projekte starten, nur weil jemand anderes es vorgeschlagen hat. Die sich verändern, um keinen Angriffspunkt zu bieten.
Und weißt du was?
Das geht. Eine Zeit lang. Bis du innerlich ausbrennst.
Denn es kostet verdammt viel Energie, ständig alles abzuwägen, alles im Blick zu haben, auf jede Meinung zu achten.
Du fragst dich irgendwann: „Habe ich jetzt genug geleistet?“ „Bin ich jetzt gut genug?“
„War das okay so?“ Und du wartest auf Reaktionen. Auf Likes. Auf Zustimmung. Auf irgendein Zeichen, dass du nichts falsch gemacht hast.
Aber hier ist der Haken:
Es wird nie reichen. Nie. Weil du dich selbst dabei verlierst.
Denn egal, wie sehr du dich bemühst – es wird immer jemanden geben, der es anders will.
Jemand, der es besser findet. Oder schlechter. Jemand, der dir subtil das Gefühl gibt: „Du bist nur dann wertvoll, wenn du funktionierst.“
Und wenn du an diesem Punkt bist, wo dein Selbstwert nur noch davon abhängt, wie andere dich bewerten – dann sitzt du in der Falle.
Der Versuch, es allen recht zu machen, ist nicht edel.
Er ist gefährlich. Weil du dich irgendwann gar nicht mehr fragst, was du willst. Was dir gut tut.
Was dir wichtig ist.
Du wirst zu einem Echo.
Zu einer Dienstleistung. Zu jemandem, der immer abliefert – aber nie gefragt wird, wie es ihm eigentlich geht.
Und das tut weh.
Weil irgendwann ein leerer Raum in dir entsteht. Ein Gefühl von: „Ich weiß gar nicht mehr, wer ich bin.“ Weil du so lange damit beschäftigt warst, jemand zu sein, den andere mögen.
Vielleicht kennst du das.
Dieses ungute Gefühl, wenn du etwas postest – und es bleibt still. Wenn du dich in einer Gruppe meldest – und niemand reagiert.
Wenn du eine Idee hast – und sie wird ignoriert.
Und sofort denkst du: Was habe ich falsch gemacht?
Aber vielleicht hast du gar nichts falsch gemacht.
Vielleicht passt du nur gerade nicht in die Erwartungsschablone anderer.
Und das ist okay.
Denn du bist nicht dafür da, zu gefallen.
Nicht dafür da, Erwartungen zu erfüllen, die du nie unterschrieben hast. Nicht dafür da, rund zu laufen, damit andere sich wohlfühlen.
Du bist da, um du zu sein.
Und das bedeutet:
Du darfst Grenzen setzen. Du darfst absagen. Du darfst anders sein. Du darfst unbequem sein.
Nicht, um absichtlich zu provozieren – sondern um dich selbst zu schützen.
Gerade im Cosplay gibt es viele unausgesprochene Regeln:
Wie man sich verhält. Wie man auftritt. Wie man mit anderen umgeht. Wie man sich „gehört“.
Und wenn du aus diesen Mustern ausbrichst, wird es still. Manchmal unangenehm still.
Aber in dieser Stille liegt deine Freiheit.
Du musst nicht jedem gefallen, um wertvoll zu sein.
Du musst nicht ständig liefern, um gemocht zu werden. Du darfst Prioritäten setzen. Auch wenn andere das nicht verstehen.
Und wenn du merkst, dass du dich verbiegst, nur um Harmonie zu schaffen – dann frag dich:
„Ist das noch mein Weg? Oder laufe ich nur nebenher?“
Denn wer es allen recht machen will, macht es am Ende niemandem wirklich – vor allem sich selbst nicht.
Du darfst unbequem sein.
Du darfst jemandem nicht gefallen. Du darfst einen eigenen Stil haben, eine eigene Meinung, einen eigenen Rhythmus. Du darfst auch mal „nein“ sagen – nicht aus Trotz, sondern aus Selbstachtung.
Denn wenn du beginnst, dich selbst wieder ernst zu nehmen, merkst du, wie viel Kraft in dir steckt.
Wie viel Klarheit.
Wie viel Würde.
Und dann ziehst du andere an – nicht, weil du dich anpasst, sondern weil du echt bist.
Die Cosplayszene braucht keine perfekten Mitläufer.
Sie braucht echte Menschen. Mit Ecken, mit Haltung, mit Mut.
Also hör auf, dich zu verbiegen. Fang an, du selbst zu sein. Denn das bist du wert.
Bleib mutig!
– Dein ArtymusCrafts
